Mordanschlag auf Enver Şimşek
Am 9. September 2000 vertrat der hessische Blumengroßhändler Enver Şimşek in der Liegnitzer Straße in Nürnberg einen Mitarbeiter, der im Urlaub war und der normalerweise den Stand betreute. Am Nachmittag fand die Polizei den schwer verletzten Blumenhändler in seinem Lieferwagen. In seinem Körper steckten acht Kugeln. Der 38-Jährige, der seit seinem 24. Lebensjahr in Hessen gelebt hatte, starb zwei Tage später im nahegelegenen Klinikum Süd. Er hinterließ eine vierzehnjährige Tochter und einen dreizehnjährigen Sohn. Beide Kinder wurden in Deutschland geboren. Dass der Blumenstand sich auf dem ehemaligen NSDAP-Reichsparteitagsgelände in unmittelbarer Nähe des ehemaligen SS-Lagers befand, spielte bei den polizeilichen Vermittlungen keine Rolle. Stattdessen wurde die Ehefrau des Mordopfers verdächtigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Anschließend wurde jahrelang erfolglos in Richtung „Organisierte Kriminalität“ ermittelt, was die Familie schwer belastete.
Mair, Birgit: Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen (5. aktualisierte und erweiterte Auflage 2021) Nürnberg, S. 12.