Mordanschlag auf Michèle Kiesewetter
Am 25. April 2007 begann der Arbeitstag für Michèle Kiesewetter und ihren Kollegen bereits früh am Morgen. Die beiden gingen Streife in Heilbronn. Nach zwei Stunden machten sie auf der dortigen Theresienwiese Rast. Nach einer Einsatzbesprechung im Polizeirevier pausierten sie erneut auf einem Parkplatz auf der Theresienwiese. Sie blieben im Auto sitzen, die Fenster geöffnet. Sie aßen Brötchen und rauchten. Gegen 14 Uhr setzte ein beunruhigter Passant einen Notruf ab. Als der Notarzt eintraf, war die junge Polizistin tot, ihr Kollege lebte noch. Den beiden war von hinten in den Kopf geschossen worden. Mit Gewalt waren ihnen die Polizeiwaffen vom Körper gerissen, der Polizeibeamtin zusätzlich die Handschellen und andere Ausrüstungsgegenstände entwendet worden. Der 24-jährige Kollege, der schwer verletzt überlebte, lag mehrere Wochen im Koma. Durch den Kopfschuss und die lebensbedrohlichen Folgen wird er für den Rest seines Lebens physisch und psychisch leiden. Anstatt nach Neonazis zu fahnden, wurden Sinti und Roma als Täter:innen verdächtigt und öffentlich an den Pranger gestellt.
Mair, Brigit (2021): Michèle Kiesewetter . In: Zimmermann/ Klaus (Hg.): Vom Lernen und Verlernen – Methodenhandbuch zur rassismuskritischen Aufarbeitung des NSU